Es war die aufregendste Szene des MotoGP-Rennens in Portimao am vergangenen Sonntag: Die Kollision der beiden MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia und Marc Marquez. Die Meinungen über die Schuld und das Verursachen gingen weit auseinander: Für viele MotoGP-Piloten, Experten und Fans war der Zwischenfall ein Sinnbild eines Rennunfalls. Andere sahen die Verantwortung bei Marc Marquez. Der dagegen schob dem amtierenden Champion Bagnaia die Schuld in die Schuhe.. Eine Strafe blieb für beide Protagonisten aus, die MotoGP-Stewards werteten den Vorfall als 'Racing Incident'.

Ducati klarer Verlierer der Marquez-Bagnaia-Kollision

Ein Gewinner des Duells ist natürlich Jorge Martin, der nach seinem MotoGP-Sieg in Portimao gleich 25 Zähler auf zwei seiner ärgsten WM-Rivalen gutmachen konnte. Als Verlierer lassen sich aber nicht nur Bagnaia und Marquez selbst ausmachen, sondern vor Allem ihr Arbeitgeber Ducati. Schließlich werfen derartige interne Konflikte kein gutes Licht auf die Traditionsmarke aus Borgo Panigale, insbesondere wenn die Fehde zwischen den Ducati-Piloten den sportlichen Erfolg des MotoGP-Projekts gefährdet, wie es die Kollision der beiden erfolgreichsten MotoGP-Piloten der letzten zehn Jahre tut. Nun ermahnen die Ducati-Bosse Claudio Domenicali und Gigi Dall'Igna ihre Schützlinge und appellieren an ihre MotoGP-Erfahrung.

Claudio Domenicali: Sie hätten vorsichtiger sein müssen

"Wir sind natürlich alle ein bisschen verärgert, wenn solche Dinge passieren, aber so ist eben der Rennsport", erklärte Domenicali gegenüber Sky Sport MotoGP. "Aber mit ihrer Erfahrung, hätten sie vorsichtiger sein müssen. Aber es wollte einfach keiner von beiden nachgeben. Sie haben sich hart duelliert und sind beide hohes Risiko eingegangen, obwohl es nur um den fünften Platz ging. Das ist jetzt natürlich einfach zu analysieren, aber wenn man auf der Strecke ist und das Adrenalin pumpt, ist eben alles anders", zeigte der Ducati-CEO auch etwas Verständnis.

Nach der Kollision beendeten beide Piloten das Rennen ohne Punkte, Foto: LAT Images
Nach der Kollision beendeten beide Piloten das Rennen ohne Punkte, Foto: LAT Images

Gigi Dall'Igna unterstütze die Meinung Domenicalis. "Wir stehen ohne Zweifel mal wieder im Rampenlicht, in jeder Hinsicht. Auf der guten Seite, [durch den Doppelsieg von Jorge Martin und Enea Bastianini, Anm.] aber eben auch auf der Schlechten." Schuldzuweisungen oder ähnliches nahm Dall'igna nicht vor. "Es war ein extrem unglücklicher Zwischenfall, der beiden die Möglichkeit nahm, wichtige Punkte für die Fahrerwertung zu sammeln. Das Ganze in einem schwierigen Rennen, in dem sie nicht um den Sieg kämpfen konnten. Jeder andere Kommentar wäre vollkommen fehl am Platz", argumentierte der Chef des Ducati-MotoGP-Teams.

Zumindest kann in den kommenden Wochen etwas Gras über die Sache wachsen. Durch die Absage des Argentinien-GPs findet an den kommenden beiden Wochenenden kein MotoGP-Rennen statt. Vom 12. bis 14. April gastiert die Motorrad-WM dann am Circuit of the Americas in Texas - bekanntermaßen eine der absoluten Lieblingsstrecken des Marc Marquez. Sieben MotoGP-Rennen konnte er auf dem 5,5 Kilometer langen Kurs bereits gewinnen.