Die Kollision zwischen Marc Marquez und Francesco Bagnaia in Portimao ist das erste heiße Thema der MotoGP-Saison 2024. Promoter Dorna dürfte sich kräftig die Hände reiben. Aber da gibt es noch jemand anderen, der aus dem Grinsen wohl kaum herauskommen dürfte: Jorge Martin. Der spanische WM-Leader ist der große Unfallgewinner, und das gleich in doppelter Hinsicht.

Jorge Martin bereits mit Vorsprung im WM-Kampf

Zunächst ist da einmal das Offensichtliche. Ein Blick auf den WM-Stand genügt, um zu sehen, welchen frühen Dienst Marquez und Bagnaia ihrem wohl härtesten Konkurrenten erwiesen haben. 60 Punkte hat Martin nach seinem Sieg in Portimao auf dem Konto. Bagnaia steht bei 37, Marquez bei 27. Dazwischen haben sich auch noch Brad Binder (42), Enea Bastianini (39) und in Marquez' Fall Superrookie Pedro Acosta (28) geschoben.

Martin hat bereits ein Polster auf der Habenseite, dass einer guten Wochenendausbeute entspricht. Dabei überzeugt er bisher mit Konstanz. Als einziger Pilot war er bei jeder Siegerehrung dabei. Jeweils ein Sieg und ein Dritter Platz stehen in Sprint und Rennen zu buche. Dass Martin das Zeug zum Titelanwärter hat, bewies er bereits im Vorjahr. 2024 scheint er aber nochmal eine Schippe draufgelegt zu haben. 2023 fuhr der 'Martinator' einem Punkterückstand hinterher, diesmal könnte er einen Vorsprung aufbauen. Bagnaia und Marquez dürfen sich eigentlich keine Fehde inklusive Ausfällen erlauben, sonst spielen sie dem Pramac-Piloten nur noch weiter in die Karten.

Bagnaias zukünftiger Teamkollege: Marc Marquez ein Risiko für Ducati

Und dann ist da neben dem Kampf um die WM-Krone noch ein weiterer Wettstreit. Es geht um den Ducati-Werksplatz für 2025. Auch wenn Enea Bastianini sich ersten Eindrücken nach klar gesteigert hat, so gelten Martin und Marquez weiterhin als die Favoriten, der neue Teamkollege von Francesco Bagnaia zu werden. Im Sportlichen können beide höchstes Niveau anbieten, das steht außer Frage. Ein anderer Faktor spricht aber klar für Martin.

Marc Marquez überzeugt: Bagnaia schuld an Portimao-Crash (06:16 Min.)

Es geht nicht darum, dass der deutlich jüngere Martin eine langfristige Perspektive und vielleicht auch noch etwas Steigerungspotential hat. Vielmehr geht es um die Frage des Teamfriedens in Rot. Wie Kollege Markus Zörweg in seinem Kommentar zur Marquez-Bagnaia-Kollision korrekt feststellte, ist die Vorgehensweise von Marquez gegenüber seinen Konkurrenten bereits nach zwei Rennen der neuen Saison klar zu sehen. Wenn ihm jemand gefährlich wird, und das gilt sowohl für Bagnaia als auch für Martin, dann will er diesen auch mit psychologischer Kriegsführung zerstören.

Zwischen Marquez und Bagnaia brennt schon jetzt die Hütte, Foto: LAT Images
Zwischen Marquez und Bagnaia brennt schon jetzt die Hütte, Foto: LAT Images

Mit Bagnaia ist das in Portimao nicht gelungen. Der Italiener gab auf der Strecke nicht nach und setzte den Konter. Marquez legte daraufhin verbal nach und gab Bagnaia die Schuld an der Kollision . Zwischen dem Gresini-Piloten und dem Weltmeister herrscht bereits jetzt Feuer. Das ist einfach der Charakter von Marquez. Dessen muss sich Ducati bewusst sein, wenn sie die beiden wirklich zu Teamkollegen machen wollen.

Respekt zwischen Bagnaia und Martin: WM-Kampf 2023 könnte positiv nachwirken

Mit Jorge Martin herrscht diese Problematik nicht. Natürlich ist er ehrgeizig, aber das Jahr 2023 spricht für ihn. Sein WM-Kampf mit Bagnaia war von gegenseitigem Respekt geprägt. "Es gibt keinen Grund, warum wir nicht miteinander sprechen sollten. Wir haben eine gute Beziehung, und wie Pecco [Bagnaia] sagt, eine Menge Respekt. Auf der Strecke versuchen wir uns gegenseitig zu schlagen, aber das ist doch völlig in Ordnung" meinte Martin damals, nachdem bereits Bagnaia auf die intakte Beziehung der beiden ehemaligen Moto3-Teamkollegen (2015 & 2016 bei Aspar) hingewiesen hatte. Martin würde für sportliche Anspannung sorgen, aber ein Stallkrieg wäre viel unwahrscheinlicher als bei Marquez.

Jorge Martin gratuliert Francesco Bagnaia zum Titelgewinn
2023 zeigte sich Jorge Martin gegenüber seinem Rivalen Bagnaia als fairer Sportsmann, Foto: LAT Images

Und dann sollte auch noch beachtet werden, dass sich Ducati sportlich noch in einer recht komfortablen Spitzenposition befindet. Doch KTM und Aprilia drücken mehr und mehr. Die Österreicher werden in Zukunft mit Brad Binder und Supertalent Pedro Acosta ein Duo aufbieten können, das den Ducati-Stars fahrerisch zweifellos die Stirn bieten kann. Aprilia wird immer stärker ein Interesse an Fabio Quartararo nachgesagt. Noch gefährden Vorfälle wie in Portimao und daraus resultierende Nullnummern den Titel für Ducati wohl nicht. In Zukunft könnte das aber anders aussehen. Da wäre es gut, zwei heiße Eisen im WM-Feuer zu haben, und nicht zwei, die sich gegenseitig das Leben schwer machen.

Was meint ihr? Sehr ihr Jorge Martin in einer ähnlich guten Position wie wir? Sagt es uns in den Kommentaren!