Eine offizielle Weltmeisterschaft ist die FIA-GT-Serie zwar nicht, die höchste weltweite Sportwagenklasse aber allemal. Deshalb dürfen sich Michael Bartels und sein Partner Andrea Bertolini nach ihrer vorzeitigen Titelgewinn im vorletzten Saisonrennen in Adria - früher auch als Misano bekannt - schon ein bisschen wie echte Weltmeister fühlen. Ein zweiter Platz hinter ihren Teamkollegen Biagi/Davies und reichte den beiden zum vorzeitigen Triumph in der Fahrerwertung. Die Teamwertung hatte die Vitaphone-Truppe, in der Bartels nicht nur als Fahrer, sondern auch quasi als Teamchef und Organisator fungiert, ja schon vor zwei Wochen in Budapest endgültig gewonnen. "Es war ein hartes Jahr - ich bin froh, dass wir alles so gut hingekriegt haben. Es gibt doch nichts schöneres, als gleichzeitig mit dem Titel auch noch einen Doppelsieg feiern zu dürfen", freute sich der Plettenberger im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Das Rennen war kein Kinderspiel, gerade in der ersten Stunde ging es richtig zur Sache - immerhin hatten ja auch die drei Autos, die noch Titelchancen hatten, auf den ersten drei Startplätzen gestanden..."

Aber so gut der sportliche Wert der FIA-GT-Serie auch ist, in anderen Bereichen liegt für den neuen Meister doch einiges im Argen. Vor allem an der Vermarktung krankt es, die Fernsehpräsenz lässt auch zu wünschen übrig. Was natürlich auch an dem alles andere als TV-gerechten Format der Drei-Stunden-Rennen liegt. Das soll sich im nächsten Jahr ändern, in Gesprächen mit Promoter Stephane Ratel hat die neu gegründete Teamvereinigung das schon so gut wie durchgesetzt. "Außerdem muss eine Promotion-Strategie entwickelt werden, um Zuschauer vor Ort zu bringen. Und wenn es freie Tickets sind. Aber dann wird zumindest im Fahrerlager Umsatz gemacht. Die Leute essen, trinken, kaufen sich was, die sehen den Sport - und wenn es dann im nächsten Jahr was kostet, dann kommen sie vielleicht trotzdem wieder, weil sie eine Show vorgefunden haben. Wir müssen eine Fahrerparade machen, es muss bessere Pressearbeit geben, wir müssen mit den Autos vielleicht vor dem Wochenende mal in die Stadt, zu den Fans hin. Aber hier passiert bis jetzt halt sehr wenig bis gar nichts..."

Weshalb der Bekanntheitsgrad der Serie dem anderer FIA-Meisterschaften eben weit hinterher hinke. "Wir sind von der Promotion her immer noch eine Wald- und Wiesenveranstaltung. Family and friends, sage ich immer dazu..." Für sein Vitaphone-Team sei das ein "Betätigungsfeld, in dem sich das Team etablieren kann, wo wir und festigen und auch Erfolge feiern können. Viele andere hier sind ja schon viel länger dabei als wir. Aber bei dem Aufwand, den wir treiben, bleiben wir nicht hier, wenn sich da nichts ändert. Ich nicht als Fahrer und das Team nicht als Team."

Wobei er schon hofft, dass sich - auch durch den Anstoß der Teams, die Dinge so bewegen, dass ein Bleiben sinnvoll und möglich wird. "Ich bin ganz optimistisch, dass unsere gemeinsamen Bemühungen bei den Verantwortlichen auf fruchtbaren Boden fallen. Wenn die Teams an einem Strang ziehen, dann kriegen wir da was hin. Es gibt viele positive Ansatzpunkte... Wir Teams müssen helfen - aber letztlich ist der Promoter dafür verantwortlich. Und er bekommt eine Menge Geld dafür. Die FIA kriegt pro Auto 45 000 Euro Einschreibegebühr. Wenn ich dann die Autos hier zähle, GT1, GT2 und auch die GT3 - die kosten 25 000 - dann frage ich mich manchmal schon, wo das Geld hingeht. Es gibt keinen Seriensponsor, kein Start- und kein Preisgeld. Wir geben sehr viel - aber wir kriegen nichts zurück. Das kann es nicht sein - und da sind wir Teams uns jetzt mal alle einig." Trotz seiner Zuversicht, etwas bewegen zu können, denkt Bartels freilich auch über Alternativen für sich und sein Team nach. Die könnten zum Beispiel im Bereich WTCC oder auch DTM liegen. Im Laufe dieser Woche trifft er sich auf jeden Fall schon mal mit ITR-Chef Hans-Werner Aufrecht zu "Sondierungsgesprächen"...