Mit dem Petit Le Mans auf dem Traditionskurs von Road Atlanta kehrt die American Le Mans Series (ALMS) auf der Zielgeraden der Saison auf die Rennstrecke zurück, auf der 1998 ihre Erfolgsstory begann. Das 1000-Meilen-Rennen im US-Bundesstaat Georgia, bei dem Porsche am Samstag zum ersten Mal mit dem RS Spyder am Start ist und dabei einen weiteren Schritt zum Titelgewinn machen will, ist seither regelmäßig einer der Höhepunkte dieser Rennserie mit den schnellsten Sportwagen der Welt.

"Für Teams und Fahrer ist das Petit Le Mans eine der größten Herausforderungen des Jahres, vergleichbar nur mit dem Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring", sagt Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen über den prestigeträchtigen Klassiker mit fast zehn Stunden Gesamtfahrzeit. Ist bei den meisten anderen ALMS-Läufen nach 2:45 Stunden alles vorbei, geht es beim Petit Le Mans dann erst richtig los: "Im Prinzip fahren wir drei Rennen hintereinander. Die ganze Mannschaft muss also total fit und sehr konzentriert sein, um über eine so lange Zeit die geforderten Höchstleistungen bringen zu können."

Im Auftrag von Porsche setzt Penske Motorsports auf der 4,09 Kilometer langen Strecke in der Nähe von Braselton, 80 Kilometer nördlich der Südstaatenmetropole Atlanta, zwei der in Weissach entwickelten 480 PS starken Sportprototypen ein. Den RS Spyder mit der Startnummer 6 fahren Sascha Maassen (Belgien) und Timo Bernhard (Dittweiler), die wegen der Länge des Rennens von Emmanuel Collard (Frankreich) unterstützt werden. Im zweiten RS Spyder mit der Startnummer 7, mit dem sie zuletzt in Mosport einen Klassensieg feierten, sind Lucas Luhr (Monaco) und Romain Dumas (Frankreich) am Start.

Ihr dritter Mann ist ein Neuling in der Sportprototypen-Klasse: Mike Rockenfeller (Monaco) gibt auf der Road Atlanta sein Debüt im RS Spyder. "Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Das ist die Chance, die ich mir schon lange gewünscht habe", freut er sich auf sein Debüt. In dieser Saison fuhr er bisher in der GT2-Klasse der American Le Mans Series einen Porsche 911 GT3 RSR, mit dem er in Houston einen Klassensieg feierte. Schlaflose Nächte bereitet ihm die Beförderung zu den Sportprototypen nicht: "Ich hatte die Möglichkeit, den RS Spyder zu testen und bin sehr zuversichtlich, dass ich das Vertrauen von Porsche mit einer guten Leistung rechtfertigen kann."

Ursprünglich war Patrick Long (USA), der schon im Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring zum Saisonauftakt als dritter Mann im RS Spyder eingesetzt worden war, auch für Road Atlanta als Partner von Lucas Luhr und Romain Dumas vorgesehen. Doch nach starken Leistungen und zwei Klassensiegen im Porsche 911 GT3 RSR hat er bei zwei noch ausstehenden Saisonrennen gute Chancen auf den Titelgewinn in der Klasse GT2. Diese Chance will er nutzen. "Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen", meinte er, "aber den Titel zu gewinnen wäre das, auf was ich mit meinem Team die ganze Saison hingearbeitet habe."

Der Kurs von Road Atlanta ist kein Neuland für Porsche. "Wir sind auf keiner anderen Rennstrecke mehr Kilometer gefahren", sagt Hartmut Kristen, für den es bei diesem Langstreckenklassiker ein vergleichsweise einfaches Erfolgsrezept gibt: "Wir müssen sehen, dass die Boxenstopps gut funktionieren und wir sauber über die Distanz kommen." Wenn das gelingt, wäre Porsche im Titelrennen schon kurz vor dem Ziel. Nach dem Klassensieg des RS Spyder in Mosport, dem fünften in dieser Saison, liegt Porsche in allen Kategorien der Klasse LMP2 an der Spitze. In der Fahrerwertung haben sogar zwei Porsche-Piloten beste Titelaussichten: Sascha Maassen und Lucas Luhr teilen sich punktgleich die Tabellenführung.

"Das wird das Schlüsselrennen im Kampf um die Meisterschaft, das auf jeden Fall eine Vorentscheidung bringen wird", glaubt Lucas Luhr, der auf der kurvenreichen Road Atlanta bereits 2002 die GT2-Klasse gewinnen konnte. Noch erfolgreicher waren Sascha Maassen mit vier Klassensiegen (1999, 2000, 2002 und 2004) sowie Timo Bernhard, der 2003 und 2004 als GT2-Sieger ins Ziel kam und im Vorjahr die Pole Position holte. Auch er ist sehr zuversichtlich: "Road Atlanta ist eine Strecke, die uns liegt."

In der Klasse GT2 gehen gleich drei Porsche-Fahrer mit Titelchancen an den Start: Spitzenreiter Johannes van Overbeek (USA) fährt mit Wolf Henzler (Nürtingen) und Marc Lieb (Ludwigsburg) den 911 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsports. Ihm auf den Fersen sind Jörg Bergmeister (Langenfeld) als Zweiter und Patrick Long als Dritter, die sich im 911 GT3 RSR von Petersen Motorsports/White Lightning Racing mit Nic Jonsson (USA) abwechseln. Hoffnungen auf den Klassensieg machen sich auch Dominik Farnbacher (Lichtenau), Robin Liddell (Schottland) und Marcel Tiemann (Monaco) im 911 GT3 RSR von Alex Job Racing.