Ein Schumacher geht, ein anderer Schumacher kommt. Nachdem die GPDA-Direktorenwahl zuletzt zweimal "ohne offiziellen Grund" verschoben wurde, war es am Freitag so weit: In Shanghai trafen sich die F1-Piloten um ihre drei neuen Chefs zu bestimmen.

Der Nachname des neuen Direktors ist dabei allen geläufig: Immerhin war Ralfs Bruder Michael sein Vorgänger - obwohl es Ralf nicht sagte, dürfte er sich einen ähnlichen innerfamiliären Generationswechsel wohl auch auf der Strecke wünschen.

"Es hat sich ergeben, dass alle drei GPDA-Mitglieder ausscheiden und deshalb mussten wir drei neue Direktoren wählen", sagte der neue Mr President. "Da kamen drei Namen auf und da war meiner einer davon." Die anderen beiden Namen sind Mark Webber und Fernando Alonso - bei diesem bedurfte es allerdings einiger Überzeugungsarbeit.

"Die Wahl war sehr interessant, manche Aspekte waren sogar sehr witzig", hielt sich Nico Rosberg zunächst noch zurück. Aber schon hier merkte man in seiner Anspielung, dass Alonso nicht gerade Feuer und Flamme für das Amt war. "Er hat nicht wirklich Lust darauf, aber letztendlich hat er es akzeptiert", wagte sich Nick Heidfeld mehr zu sagen. "Wenn er es nicht wollte, könnte er jederzeit nein sagen. Aber ich denke schon, dass er voll dahinter steht. Uns allen war sehr wichtig, dass der Weltmeister dabei ist - dadurch erhält man ein bisschen mehr Gehör."

Und wie sah der Präsident die Überzeugungsversuche rund um seinen Kollegen? "Die Wahl war einstimmig. Ich habe sofort zugesagt", begann er seine offizielle Zusammenfassung. "Bei Mark war es relativ einfach ihn zu überzeugen, bei Fernando war es etwas schwieriger. Er hatte wohl etwas Angst, weil er dann ja doch immer etwas mehr im Mittelpunkt steht und mit der FIA sprechen muss. Das machen einige Fahrer nicht so gerne, aber am Ende des Tages haben die GPDA und die FIA das gleiche Interesse."

Ralf hat eine neue Rolle., Foto: Sutton
Ralf hat eine neue Rolle., Foto: Sutton

Ralf war schon vorher klar, dass es nicht ganz einfach werden würde, neue Direktoren zu finden. "Man muss ja auch eine gewisse Verantwortung tragen, aber die Arbeit muss fortgesetzt werden." Danach zeigte Ralf in perfektem Politikerdeutsch, warum er sich nun GPDA-Direktor nennen darf: "Wir sind eine Gemeinschaft und es ist unsere Aufgabe die Dinge sinnvoll mit allen zu entscheiden und dann durchzusetzen."

Die größte Dringlichkeit hat dabei die Sicherheitsfrage bei Testfahrten, insbesondere in Jerez. "Das liegt uns sehr am Herzen", betonte Ralf. Gerade die Standards in Jerez seien "sehr gering", etwa weil verhältnismäßig viel zu wenige Streckenposten vorhanden sind. Ralf galt schon in den letzten Jahren als ein Fahrer, der kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es darum ging Sicherheitsrisiken in Monaco oder Indianapolis anzuprangern. Einen privaten Feldzug wird er als GPDA-Direktor aber nicht führen. "Ich werde eine Meinung haben, wenn die anderen Fahrer diese vertreten, werden wir sie vortragen - aber es geht nicht um meine persönlichen Ansichten. Im Grunde sind sich die Fahrer ohnehin sehr einig. Die Meetings sind immer sehr konstruktiv."

Angesichts dieser positiven Aussichten sieht Nico Rosberg kein Vakuum entstehen, weil mit Michael Schumacher und David Coulthard zwei der entscheidenden Piloten ihre Ämter verlassen. "Wir haben noch immer sehr starke Persönlichkeiten", sagt er. "Außerdem ist David noch immer da, er sitzt nur nicht mehr da oben, aber ich gehe davon aus, dass er weiterhin seine Arbeit machen wird. Auch Ralf kann sich sehr schnell einleben, ich sehe da kein Problem."

Nick Heidfeld vielleicht schon eher. "David war eigentlich perfekt für dieses Amt", sagt er. "Er wollte es aber leider nicht mehr weiterführen. In den Augen vieler Fahrer war er aber einer, der es in den vergangenen Jahren mit am besten gemacht hat." Für ihn selbst kam das Amt nicht in Frage. "Ich habe zwar schon darüber nachgedacht, aber es gibt Leute, die dafür besser geeignet sind als ich." Einmal weil es recht zeitaufwendig ist und zweitens weil ein "gutes Englisch" unerlässlich sei.

Nico Rosberg könnte es sich hingegen schon vorstellen eines Tages in eine Rolle in der Fahrervereinigung zu übernehmen. "Ich interessiere mich dafür und bemerke einfach manche Sachen, die andere nicht sehen." Im Moment müsse er seine Energie aber auf andere Sachen lenken. Sein Alter und seine relative Unerfahrenheit wären jedoch kein Hinderungsgrund gewesen - im Gegenteil: "Es war in der Diskussion einen von der jungen Generation reinzubringen", enthüllte er. "Aber ich habe von vorneherein gesagt, dass ich es momentan nicht machen möchte."