Die Stimmung von Fernando Alonso ließ sich heute Morgen ganz einfach ablesen: Als der Spanier den Paddock von Monza durch das Drehkreuz betrat, streckte er demonstrativ den Daumen nach unten. Wenig später stellten sich der amtierende Weltmeister und sein Teamchef Flavio Briatore auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz den Fragen zur Bestrafung des Spaniers durch die Rennstewards.

"Ich habe niemand absichtlich behindert", verteidigte sich Alonso, dem die Kommissare die drei schnellsten Rennrunden gestrichen haben, weil er angeblich Felipe Massa auf dessen letzter Runde geblockt habe. "Ich liebe diesen Sport und die Fans, aber ich sehe die F1 nicht mehr als Sport an."

Damit stößt er ins gleiche Horn wie sein Chefingenieur Pat Symonds, der schon am Samstagabend im Media Centre wütete: "Die F1 ist zu politisch korrekt geworden. Wir haben vergessen, wie das Qualifying bis 2003 war - da klagte das halbe Feld über Verkehr. That's Racing! Was kommt als nächstes? Hupen und Blinker an den Autos?"

Genauso beurteilte Alonso die Situation heute Morgen: "Wenn das Blockieren ist, dann werden wir ab sofort im Qualifying viele Probleme haben. Wenn das Blockieren war und der kleinste Abstand zwischen zwei Autos ist, weiß ich auch nicht, wie wir heute ein Rennen fahren wollen." Auch das hatte Symonds schon gestern beklagt: "Ich habe Massa gesagt: Morgen musst Du 53 Runden so fahren, wie willst Du damit klar kommen?"

Wie seltsam die Klagen von Massa und Ferrari anmuten, betonte Flavio Briatore: "Wir haben Fernando gesagt, dass er seine Outlap wie eine Qualifying-Runde fahren soll." Das ist keine Notlüge, sondern war auch nötig. Schließlich schaffte es Alonso nur gerade so zwei Sekunden vor dem Ablaufen der Uhr seine letzte fliegende Runde in Angriff zu nehmen - diese spülte ihn übrigens noch vier Plätze auf Rang 5 nach vorne. Sie kann also ebenfalls nicht allzu langsam gewesen sein.

"Wir möchten uns jetzt nicht über die Entscheidung beschweren, aber wir wollen unsere Meinung kundtun: Wir sind sehr enttäuscht." Viele Beobachter sehen in der Bestrafung von Alonso eine Schützenhilfe der FIA für Michael Schumacher, der zum möglichen Karriere-Ende einen achten WM-Titel geschenkt bekommen soll. Das traute sich Briatore heute offiziell nicht zu wiederholen. Allerdings hat er das in der Vergangenheit nach der Masse-Dämpfer-Affäre bereits oft genug getan: "So etwas passiert, wenn ein Spieler zu verlieren droht und dann der Schiedsrichter eingreifen muss." Selbst die italienische Gazzetta dello Sport titelte heute: "Abschiedsgeschenk an Schumi - Alonsos Vergehen ist eines, das eigentlich niemand gesehen hat."