Carlos Sainz gewinnt, George Russell verunfallt. Nach Silverstone 2022 und Singapur 2023 sah der Mercedes-Pilot auch beim dritten Triumph des Spaniers nicht die Zielflagge. Sein heftiger Crash inklusive der Strafe für den schuldiggesprochenen Fernando Alonso sorgte für Diskussionen - auch bei Christian Danner, dem Experten von Motorsport-Magazin.com: Gefährliches Manöver, aber nachvollziehbar.

Danner: Gelbe Karte für Fernando Alonso war genau richtig

"Jetzt haben die Stewards einen Pfosten reingehauen und gesagt: Nein, so nicht, meine Herren", sieht Christian Danner die Durchfahrtsstrafe von Fernando Alonso absolut gerechtfertigt. Der Aston-Martin-Pilot verwirrte Russell mit seiner Bremsaktion so, dass er in verwirbelter Luft abflog. "Das war erwiesenermaßen gefährlich!"

Zweikampf Fernando Alonso im Aston Marton vor George Russel im Mercedes
Fernando Alonso wollte seinen sechsten Platz um jeden Preis behalten, Foto: LAT Images

Die Stewards entschieden bei Fernando Alonso auf "unnötig langsames, erratisches oder potenziell gefährliches Fahren". "Wenn die Stewards es so sehen, dass er Russell in die Bredouille gebracht hat, hat er de Facto einen Unfall verursacht. Dafür eine relativ spürbare Strafe zu bekommen, ist schon in Ordnung", glaubt Danner.

"Auch wenn ich es subjektiv ein bisschen nachvollziehen kann. Wenn ich schon vorne bin, und nur noch eine Runde zu fahren ist, mach ich es ihm ein bisschen schwerer", meint der Ex-Formel-1-Pilot. "Er hat jetzt nicht versucht, den anderen komplett ins Nirwana zu schicken. Aber es war eine kernige Aktion, die eine Strafe verdient hat."

Der Mittelweg zwischen keiner Ahndung und einer Rennsperre sei so der richtige Weg. "Fernando weiß jetzt, das machst du nicht nochmal. Sonst passiert was", erklärt Christian Danner. Als Nebeneffekt dient der Fall zur Abschreckung der anderen Piloten. Denn: In letzter Zeit erlaubten sich die Fahrer in der Formel 1 sehr viel. Zu viel.

Formel 1 am Limit: 2024 oft sogar darüber?

"Wie Magnussen alle aufgehalten hat oder jetzt Hülkenberg bei Albon - das ist alles ein bisschen grenzwertig", findet Danner. Was zu Alonsos Anfangszeiten mit Michael Schumacher Gang und gäbe war, gerate in letzter Zeit wieder etwas außer Kontrolle. "Es war an der Zeit, dass man sagt: Bis hierhin und nicht weiter. Das kann sonst böse enden."

Im Gegensatz zu Fernando Alonso, der unter anderem auf Social Media seiner Wut freien Lauf ließ, war George Russell in der ganzen Sache sehr zurückhaltend und nahm den Unfall zum größten Teil auf seine Kappe. Fernando Alonsos Vertrag endet 2024, und ein Wechsel zu Mercedes ist nicht vom Tisch. Danner selbst würde als Mercedes-Teamboss sofort Fernando Alonso anrufen.

Fernando Alonso (Aston Martin) und George Russell (Mercedes) beim Singapur-GP 2023.
Bald Teamkollegen bei Mercedes?, Foto: LAT Images

"Ich glaube nicht, dass man da schon versucht, Frieden zwischen potenziellen Teamkollegen zu stiften", sieht Danner in dieser Hinsicht keinen Zusammenhang. "Das sollte man nicht in die Zukunft interpretieren." Sondern: "Ein Unfall, der Gott sei Dank glimpflich ausgegangen ist, und an dem beide Schuld hatten."

Abseits vom Altmeister geht es in der Australien-Ausgabe des Avd Motorsport-Magazins auch um den Fahrermarkt: Hat Ferrari mit Lewis Hamilton auf das falsche Pferd gesetzt? Und was ist überhaupt bei Daniel Ricciardo los? Hier gibt es die gesamte Folge.

Alonso vs. Russell: Fieser Trick oder abgezockt? (25:40 Min.)