Was war das für ein Wochenende, das ich da in Mugello erlebt habe! Ein unglaubliches Wechselbad der Gefühle - aber mit dem Sieg am Sonntag im Regen hat es ja ein tolles Ende genommen. Es war eine unglaubliche Erleichterung für mich, dass ich endlich mal wieder alles zeigen konnte, was ich kann, dass alles gepasst hat. Es war schon so lange her, dass ich das letzte Mal gewonnen habe...

Gut, ich hatte ein paar Podiumsplätze, aber Gewinnen ist eben doch noch einmal etwas ganz anderes. Und es erschien mir schon wie eine Ewigkeit seit Mondello Park im Juni, meinem letzten Sieg. Vor allem, weil ich ja zwischendurch immer wieder wusste, dass ich eigentlich die Chance hatte, dass ich den Speed hatte, dass aber immer wieder irgendetwas gegen mich gelaufen ist, dass Kleinigkeiten schief gingen und am Ende nie das herauskam, was möglich gewesen wäre. Irgendwann zehrt das auch am Selbstvertrauen, an der Moral - deswegen war dieser Triumph jetzt so wichtig für mich selbst. Er gibt mir noch einmal enormen Auftrieb für das Meisterschaftsfinale.

Kaum unter Kontrolle

Und das, nachdem das Wochenende so schlecht angefangen hat. Wenn ich den Freitag anschaue, wo ich absolut nirgends war, wo mir im ersten freien Training sechs und im zweiten noch zweieinhalb Sekunden auf die Spitze gefehlt haben, wo das Auto so miserabel lag, kaum zu kontrollieren war... Man muss sich in so einer Situation unheimlich zusammen reißen, um nicht zu verzweifeln, sondern hart und konzentriert weiter zu arbeiten. Wir haben bis Samstag das Auto dann komplett umgebaut, alles viel härter gemacht, es war auch besser, aber immer noch nicht gut. So war ich dann im ersten Qualifying nur Elfter, auch, weil ich ja jetzt die Strecke praktisch noch mal neu lernen musste, mit den Freitagswerten konnte ich ja überhaupt nichts anfangen, so langsam, wie ich da war. Und ein bisschen hat mir sicher auch das absolute Vertrauen in das Auto gefehlt, das kostet dann auch schnell mal eine halbe Sekunde. Aber nicht die 1,4, die mir auf die Pole gefehlt haben.

Im zweiten Qualifying war es dann nass - und da bekam ich zum ersten Mal in Mugello Auftrieb. Auf einmal passte das Auto, ich habe die ganze Zeit um die Pole-Position mitgekämpft, war am Ende Zweitschnellster hinter Jarvis. Das gab Sicherheit, denn wenn man im Regen auf einer Strecke schnell ist, dann zeigt das, dass die Probleme nicht daher kommen können, dass man etwa selbst nicht mit dem Kurs zurecht kommt. Leider hat es mir dann nicht den Gefallen getan, bis zu unserem ersten Rennen am späten Samstag Nachmittag weiter zu regnen. Eine Stunde vorher hörte es auf, so dass die Strecke schon so trocken war, dass wir alle auf Slicks gestartet sind.

Einfach nur bitter

Was ich dann in dem Rennen erlebt habe, war so ziemlich das Bitterste, was ich bis jetzt erlebt habe. Ich bin zwar am Anfang bis auf den siebten Platz vorgekommen, aber schon nach zwei Runden haben die Hinterreifen so extrem abgebaut, dass ich überhaupt keinen Grip mehr hatte. Das Auto ist ständig ausgebrochen, ich konnte es kaum kontrollieren. Meine schnellste Runde war vier Sekunden langsamer als die der Schnellsten. Das tut weh, wenn man so hilflos ist, nichts machen kann. Nicht mal an einem der B-Autos vor mir kam ich wieder vorbei. Sicher, ich bin mit den alten Reifen aus dem Qualifying gestartet, um mir meinen neuen Satz für den Sonntag aufzuheben, für den Start aus der ersten Reihe. Aber das ist trotzdem alles andere als normal, dass die dann so abbauen, das darf einfach nicht sein...

Das einzige Glück war, dass meine Hauptkonkurrenten um den zweiten Platz in der Meisterschaft, Oliver Jarvis und Maro Engel, schon in der ersten Runde draußen waren und überhaupt keine Punkte geholt haben. So konnte ich mit meinen mickrigen zwei Zählern für den neunten Platz in der Klasse - insgesamt war ich Zehnter - sogar noch Boden gut machen. Aber ein echter Trost kann das nicht sein. Nachher haben einige der erfahrenen Piloten aus der FIA-GT-Serie, die ja auch in Mugello war, gesagt, dass das ganz offensichtlich war, dass da etwas massiv nicht gestimmt hat, das hätte man beim Zuschauen ganz klar gesehen... Aber ob es "nur" ein Reifensatz war, der von Anfang an nicht in Ordnung war oder ob es da auch noch ein anderes Problem gab, das können die aus der Distanz natürlich auch nicht analysieren. Wir sind ja im Team auch immer noch nicht sicher...

Segen im Regen

Natürlich war ich umso glücklicher, als ich Sonntag Morgen aufgestanden bin und es wieder geregnet hat. Ich wusste: Das ist meine Chance. Und es lief ja dann auch perfekt. Schon gleich am Anfang konnte ich an Jarvis vorbeigehen. Und weil niemand das Manöver sehen konnte, weil die Gischt so stark war, dass die Fernsehkameras überhaupt nicht mehr durchkamen, hier die Details: Jarvis war in der ersten Kurve innen, ich außen, und außen ist im Nassen mehr Grip. Deshalb konnte ich da am Gas bleiben, dann hat er versucht, mich mal wieder ins Gras zu drängen, wie in Silverstone. Aber diesmal habe ich voll gegengehaltet, mir gedacht, diesmal nicht, mein Freund, wenn du willst, dass es kracht, dann kracht es eben - beim momentanen Meisterschaftsstand hatte ich ja absolut nichts mehr zu verlieren. Es wurde eng - aber am Ende hat er dann zurückgesteckt und in der zweiten Kurve war ich dann endgültig vorbei und er hatte dann auch noch mit Conway zu kämpfen, so dass ich schnell einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte.

Der Rest des Rennens war dann zwar nicht gerade einfach, aber in dem Moment, in dem ich vorne war, wusste ich schon, dass ich das Rennen würde gewinnen können, wenn ich keinen Fehler mehr mache. Ich habe dann am Anfang ein bisschen gepusht, aber als ich dann nach sechs Runden fast fünf Sekunden vorne lag, habe ich ein bisschen zurückgesteckt, meinen Rhythmus erst mal seinem angepasst. Und dann hat er, als zwei Runden lang gelbe Flaggen draußen waren, noch mal richtig aufs Tempo gedrückt, während ich vom Gas gegangen bin, wie man das bei gelben Flaggen ja wohl eigentlich tun sollte... Dadurch ist mein Vorsprung auf zwei Sekunden geschrumpft und ich habe auch erstmal die schnellste Rennrunde verloren, aber sobald ich das gemerkt habe und die gelben Flaggen weg waren, konnte ich relativ problemlos kontern, den Abstand wieder vergrößern und mir auch den zusätzlichen Punkt für die schnellste Runde zurückholen. Immerhin war ich der einzige, der eine 1:57er-Zeit gefahren ist - und das gleich dreimal. Und im Ziel hatte ich dann fast acht Sekunden Vorsprung.

Riesen-Jubel

Bei der Siegerehrung stand dann auch mein ganzer neuer italienischer Fanclub unter dem Podium und hat eine Riesenshow abgezogen. Es war einerseits toll, andererseits war es mir schon fast ein bisschen unangenehm, denn ich bin nicht wirklich der Typ, der gerne so großes öffentliches Aufsehen erregt. Aber insgesamt ist es natürlich ein sehr schönes Gefühl, zu sehen, dass schon jetzt so viele Leute hinter mir stehen. Claudio Giovannesi, ein sehr guter Freund unserer Familie, hat das organisiert, die hatten auch eine eigene Hospitality-Suite, in der, wie man mir erzählt hat, schon während des Rennens eine tolle Stimmung herrschte.

Nachher waren wir dort mit meiner Familie noch Mittag essen, da konnte ich den Erfolg dann noch mal so richtig einsinken lassen und genießen, die ganze Atmosphäre aufsaugen, auch als zusätzlichen Auftrieb, als Extra-Motivation für die vier letzten Rennen in der Meisterschaft an den beiden kommenden Wochenenden in Silverstone und Thruxton. Ich liege jetzt als Dritter nur noch fünf Punkte hinter Jarvis, wieder 20 vor Maro Engel. Ich will den Vizemeister-Titel - und ich werde alles dafür geben. Natürlich hätte ich nichts dagegen, wenn es wieder regnet, was ja in England um die Jahreszeit nicht so selten ist. Aber wir müssen schauen, dass wir im Trockenen wieder genauso konkurrenzfähig sind. So etwas wie in Mugello darf einfach nicht mehr passieren!