Endlich ist es soweit: Nach jahrelangen Bemühungen ist den Formel-E-Verantwortlichen der Coup gelungen, 2024 ein Rennen in Japan zu realisieren. Und nicht irgendwo in Japan, sondern in der Hauptstadt vom Land der aufgehenden Sonne: An diesem Samstag, 30 März, bestreitet die Formel E den ersten Tokio ePrix. Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Infos vor dem fünften Saisonrennen.

Das Tokio-Abenteuer begann direkt mit zwei positiven Nachrichten aus Sicht der Formel E: Am Donnerstag gab das Traditionsunternehmen Lola Cars in einer Kooperation mit dem Motorradbauer Yamaha seinen Einstieg ab 2025 bekannt. Zudem bekannte sich Lokalmatador Nissan als erster Hersteller zur künftigen Gen4-Ära, die ein rund 800 PS starkes Rennauto ab der Saison 2026/27 einleiten wird.

Lola und Yamaha steigen 2025 in Formel E ein
Lola steigt mit Yamaha zur Saison 2025 in die Formel E ein, Foto: FIA Formula E

Formel E in Tokio: Schlagen Porsche und Jaguar zurück?

17 Siege aus 19 Rennen: Das war die Bilanz der Jaguar- und Porsche-Antriebsstränge in der Gen3-Ära vor dem Sao Paulo ePrix. Dementsprechend überraschend kam es, dass in Brasilien mit Sam Bird nicht nur ein seit 2021 siegloser Fahrer gewann, sondern auch erstmals seit 2020 ein Fahrzeug mit Nissan-Power.

Im Schlussspurt der Hitzeschlacht von Sao Paulo gelang es Bird und seinem McLaren-Team besser als der favorisierten Konkurrenz, mit den heißen Bedingungen umzugehen. Ein starkes Überholmanöver gegen Jaguar-Werksfahrer Mitch Evans wenige Kurven vor dem Ziel machte den Premierensieg für McLaren in der Formel E perfekt. Schlagen Porsche und Jaguar, die immer noch mehr als 84 Prozent aller Rennrunden im Jahr 2024 angeführt haben, in Tokio zurück?

Sam Bird führt im McLaren das Rennen an
Sam Bird gewann überraschend den Sao Paulo ePrix, Foto: LAT Images

Formel E: Team-Tabelle nach 4/16 Saisonrennen

Pos.TeamPunkte
1Jaguar96
2Porsche61
3DS Penske57
4McLaren-Nissan55
5Andretti-Porsche47

Hilft Porsche die Qualifying-Pace?

Was zumindest Porsche in die Karten spielen könnte, ist die wiedergefundene Qualifying-Pace. Nachdem beim deutschen Automobilhersteller in Saudi-Arabien die altbekannte Quali-Schwäche zurückgekehrt war, stellte Werksfahrer Pascal Wehrlein in Brasilien seinen 99X zum zweiten Mal in dieser Saison auf die Pole Position. Im Rennen konnte Porsche die zwischenzeitliche Doppelführung jedoch nicht nutzen und beendete das Rennen auf den Plätzen vier (Wehrlein) und sechs (Antonio Felix da Costa).

Gerade in Tokio könnte eine gute Vorstellung bei der Zeitenjagd jedoch entscheidend sein. Im Vorfeld des Rennens über 33 Runden (85,3 Kilometer) wird keine Energiespar-Schlacht wie zuletzt in Brasilien erwartet. Stattdessen ist wieder von einem konservativeren Rennen wie bei den Auftaktrennen 2024 auszugehen, nachdem die FIA eine verfügbare Renn-Energiemenge von 32 kWh ausgewählt hat "Es wird schwierig sein zu überholen. Das Qualifying wird also noch wichtiger sein", meint etwa Mahindra-Werkspilot Nyck de Vries.

Anlässlich der Japan-Premiere der Elektro-Weltmeisterschaft, reist Porsche ebenso wie die japanische Konkurrenz aus dem Hause Nissan mit einer Spezial-Lackierung an. Als Hommage an die bekannten nächtlichen Neonreklamen in Tokio, werden die Zuffenhausener an diesem Wochenende mit einer pinken Lackierung antreten. Nissan weitet bei ihrem ersten Heimspiel den bekannten Kirschblüten-Look auf das gesamte Fahrzeug aus und hat die Startnummern an die japanische Nationalflagge angelehnt.

Jaguar feiert Jubiläum

Gerade recht käme ein Sieg auch dem Jaguar-Werksteam, das bislang klar an der Spitze der Konstrukteurs-WM steht. Der britische Automobilhersteller feiert an diesem Wochenende ein Jubiläum: Zum 100. Mal werden Boliden der Marke ein Formel-E-Rennen bestreiten. Auch Jaguar tritt dafür mit einer Speziallackierung an. Zudem tragen die Fahrer an diesem Wochenende Rennoveralls mit den aufgestickten Namen der Teammitglieder.

Jaguar stieg in der dritten Saison der Rennserie 2016/17 ein und erzielte seitdem 13 Siege, 26 Podestplätze und 1.139 Punkte. Der Weltmeistertitel blieb der Mannschaft aus dem britischen Coventry bisher hingegen verwehrt. 2021 und 2023 gelang die Vizeweltmeisterschaft, es fehlten nur vier, beziehungsweise zwölf Punkte zum Titel.

Bei jedem einzelnen Jaguar-Rennen in der Formel E dabei war der Neuseeländer Mitch Evans. Er allein ist für zehn Siege, 26 Podestplätze und 772 Punkte von Jaguar verantwortlich. Auch Evans feiert an diesem Wochenende seinen 100. Formel-E-Start. Einem Titel jagt er bisher aber ebenso wenig erfolgreich hinterher. Die letzten drei Formel-E-Saisons beendete er immer in den Top-4 der Meisterschaft und befand sich stets bis zum letzten Rennwochenende im WM-Kampf.

Die Sonderlackierung von Jaguar für das 100. Formel-E-Rennen in Tokio 2024.
Auch Jaguar hat in Tokio eine Sonderlackierung parat, Foto: Jaguar TCS Racing

2024 steht Evans vor einer ungewohnten teaminternen Herausforderung. Sein neu zum Team gestoßener Landsmann Nick Cassidy führt trotz seines Unfalls beim Sao Paulo ePrix nach wie vor die Meisterschaft mit 57 Punkten an. Porsche-Ass Wehrlein ist auf vier Zähler herangerückt. Auch Evans ist nach seinem ersten Podium der Saison in Brasilien in Schlagdistanz und liegt mit 39 Punkten an dritter Stelle.

Top-5 der Formel E 2024 nach 4/16 Saisonrennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Nick CassidyJaguar57
2Pascal WehrleinPorsche53
3Mitch EvansJaguar39
4Jean-Eric VergneDS Penske39
5Jake DennisAndretti-Porsche38

Abt-Cupra mit den ersten Punkten?

Vier Rennen und noch keine Punkte: Mahindra und Kundenteam Abt-Cupra warten weiterhin als einzige Teams auf die ersten Zähler der neuen Saison. Sao Paulo offenbarte jedoch Licht am Ende des Tunnels. Mahindra-Werksfahrer Edoardo Mortara und Abt-Pilot Nico Müller gelang als ersten Fahrern mit Mahindra-Antrieb im Jahr 2024 der Sprung in die Duell-Phase. Ein von Zwischenfällen und Kontakten geprägtes Rennen zerstörte allerdings die Punktehoffnungen.

"Das Rennen war schwierig", sagte Abt-CEO und Teamchef Thomas Biermaier zu Motorsport-Magazin.com. "Fahrer wie Cassidy, Dennis oder Da Costa, die hinter uns gestartet waren, sehen uns als fahrende Hürde und versuchen so schnell wie möglich vorbei zu kommen. Unsere Fahrer verteidigen relativ hart, weil wir um Punkte kämpfen können, aber dadurch entstanden Beschädigungen am Auto. Ich glaube, dass Nico um Punkte hätte kämpfen können, wenn der Frontflügel dran gelieben wäre."

Nico Müller im ABT CUPRA
Nico Müller konnte in Sao Paulo die erste Duell-Teilnahme 2024 für Abt-Cupra verbuchen, Foto: LAT Images

Vor dem Rennen in Tokio hat Abt zumindest frohe Kunde zu vermelden: Thomas Biermaier ist nach einer Pause in Sao Paulo aufgrund einer Knie-Operation zurück. Auch die Fahrer freuen sich auf die Tokio-Premiere: "Das Layout der Strecke ist großartig. Ich kann mich nicht erinnern, im Simulator jemals so viel Spaß gehabt zu haben", meint Müller. Lucas Di Grassi fühlt sich gar an den bei Fahrern beliebten Kurs in Rom erinnert, der 2024 nicht mehr im Rennkalender vertreten ist.

Formel E Tokio 2024: Das ist die Strecke

Die 2,585 Kilometer lange Strecke in der einwohnerstärksten Metropolregion der Welt führt rund um das Kongresszentrum "Tokyo Big Sight", das direkt an der Bucht von Tokio gelegen ist. Für das Streckendesign zeigte sich in Zusammenarbeit mit den Anteilseignern des Kongresszentrums und der lokalen Regierung die vor allem aus der Formel 1 bekannte Tilke-Gruppe verantwortlich.

Endergebnis ist eine Strecke mit 20 Kurven und einem technischen ersten Sektor sowie einem schnellen Mittelsektor. Auch der Schlusssektor sah zunächst nach High-Speed aus, wurde jedoch wenige Tage vor dem Event entschärft. Direkt nach der ursprünglich schnellen Linkskurve 16, die direkt zur letzten Schikane vor Start/Ziel führen sollte, wurde eine weitere Schikane mit zwei Kurven im 90-Grad-Stil installiert. Grundlage für die kurzfristige Anpassung sollen Sicherheitsgründe gewesen sein. Auch einige Rampen wird die Strecke beinhalten, die jedoch nicht das Niveau der Strecke in London erreichen sollen. Einige Bodenwellen könnten die Fahrer vor zusätzliche Herausforderungen stellen.

Die Strecke der Formel E für den Tokio ePrix
Die Formel-E-Strecke für den Tokio ePrix, Foto: Hankook

Formel E Tokio 2024: Zeitplan (Deutsche Uhrzeit)

Freitag, 29. März 2024

UhrzeitSessionÜbertragung
08:30-09:00 UhrFreies Training 1Formel E YouTube / discovery+

Samstag, 30. März 2024

UhrzeitSessionÜbertragung
00:00-00:30 UhrFreies Training 2Formel E YouTube / discovery+
02:20-03:40 UhrQualifying discovery+ / DF1 (ab 03:00 Uhr) / DF1.de (ab 03:00 Uhr) / ServusTV On (ab 03:00 Uhr)
07:04-08:00 UhrRennenDF1 / DF1.de / Servus TV / ServusTV On / discovery+ / Eurosport 2