Es begann bereits am Morgen als die Teams mit Bridgestone-Reifen zum großen Generalangriff auf die Spitze der Zeitentabelle bliesen und am Nachmittag im Qualifying setzte es sich ähnlich fort. Es machte den Eindruck, als ob Michelin im Trockenen nicht den Hauch einer Chance hätte. Michael Schumacher holte sich hinter seinem Teamkollegen Felipe Massa Startplatz zwei und Fernando Alonso musste sich mit Position fünf begnügen. Doch wie in der Formel 1 üblich, ist nicht alles so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint.

"Eigentlich ist es wie immer. Du merkst an einem Tag, so läufts, ganz klar, so ist der Status Quo. Und dann kommt der nächste Tag, die Bedingungen sind anders und auf einmal ist alles ganz anders. Wer weiß aber, was morgen ist?", sagte etwa Christian Danner zu motorsport-magazin.com.

Renaults Chefingenieur Pat Symonds musste jedenfalls anerkennen, dass die Michelins zumindest am Samstag nicht so liefen, wie sie das hätten tun sollen. "Bei den niedrigeren Temperaturen gestern sahen wir gut aus, doch bei zehn Grad höherer Streckentemperatur heute wurde es schwierig. Die Startaufstellung legt den Schluss nahe, dass unsere Reifen bei diesen Temperaturen über eine Runde betrachtet nicht optimal funktionieren, aber man sollte nicht übersehen, dass das Qualifying bloß ein Mittel zum Zweck ist", sagte er.

Dieses Mittel zum Zweck hat aber die Toyotas zwischen die Ferrari und Renault geschoben, was natürlich nicht unbedingt das Beste für den Sonntag ist. Doch selbst bei Ferrari wusste man, dass auch mit guten Reifen noch nichts gewonnen ist. Jean Todt meinte: "Die Schlüsselelemente werden die gleichen sein wie immer: abgesehen von den Reifen sind sie Teamarbeit von Fahrern und Crew, Zuverlässigkeit und Strategie. Wir werden auf allen Gebieten perfekt sein müssen um unsere Ziele zu erreichen."

Denis Chevrier, Motorenchef bei Renault blickte dem Sonntag gelassen entgegen und sah noch gar keine Vorteile für irgendjemanden. Im Interview mit motorsport-magazin.com meinte er: "Wir haben so viele Dinge gesehen, die ein Rennen umdrehen können. Selbst wenn wir die Startplätze eins und zwei haben und nach einigen Runden 15 Sekunden Vorsprung haben, bleibt der Umstand, dass wir von der ersten bis zur letzten Runde ein starkes Auto haben müssen. Wir haben bei den Reifen und auch bei der Strategie das Qualifying so angelegt, dass wir von der ersten bis zur letzten Runde eine gute Pace haben. Morgen werden wir nach 20 Runden sehen, wo wir sind und wie die Entscheidung war."

Und wie war die Stimmung bei den zwei Hauptprotagonisten des WM-Kampfes? Eigentlich auf beiden Seiten recht gut. Also scheint sich aufgrund des Qualifying-Ergebnisses genau gar nichts getan zu haben. Michael Schumacher hatte sehr gute Laune. "Zwei Ferrari in der ersten Startreihe ist die perfekte Ausgangsposition für den Start, insbesondere, da unsere Rivalen in der dritten Reihe stehen," freute sich Schumacher. "Der Wind war ziemlich stark und auch, wenn man angreifen will, muss man immer daran denken, nicht über das Limit zu gehen, teilweise auch, weil wir wissen, dass wir ein sehr konkurrenzfähiges Paket haben."

Ferrnando Alonso, war zwar nicht ganz so gut drauf wie sein Rivale. Doch auch er blickte nicht unzufrieden auf die Früchte seiner Samstagsarbeit: "Uns war nach dem Training heute Morgen mehr oder weniger klar, dass das Qualifying schwierig werden würde, weil wir über eine fliegende Runde nicht die notwendige Performance zeigen. Aber wir haben das Maximum erreicht, und ich bin schnellster Michelin-Fahrer - mit Fisi an meiner Seite."

Auch in Punkto Rennen hat er noch lange nicht aufgegeben, vor allem, weil er es da ähnlich wie Denis Chevrier hält. "Das Auto fühlt sich hier gut an. Wir müssen nun darauf vertrauen, dass die Michelin-Reifen im Rennen ihre Konstanz ausspielen," so Alonso weiter. "Natürlich ist dies keine optimale Ausgangslage für das Finale im Titelkampf, aber wir haben in dieser Saison schon größere Umschwünge erlebt. Es gibt keinen Grund, warum sich die Lage nicht auch morgen umkehren könnte."

Die Möglichkeit der absoluten Umkehrung war ja zuletzt in Shanghai besonders gut zu sehen. Ferrari wurde nach dem Qualifying kaum eine Chance eingeräumt. Doch eine Fehlentscheidung von Renault, klarerweise bei den Reifen, kehrte alles wieder um. Michael Schumacher war dort genauso Außenseiter, wie einige jetzt Fernando Alonso als Außenseiter betrachten. Ein paar Grad Temperaturunterschied oder vielleicht sogar Regen und der Vorteil, vor allem bei den Reifen, wo sonst, wäre wieder genau ins Gegenteil verkehrt.