Max Verstappen erlebte im Qualifying für den Sprint zum China-GP 2024 eine ungewöhnliche Session. Im SQ2 fuhr der Red-Bull-Pilot noch Bestzeit, im SQ3 war er plötzlich chancenlos. Der Grund: Zwischen den Sessions hatte es zu regnen begonnen, das Finale der Sprint-Qualifikation wurde auf Intermediates ausgefahren.

Dabei gilt der Weltmeister eigentlich als absoluter Regen-Spezialist - doch in China tat er sich überraschend schwer. Seine ersten beiden Rundenzeiten wurden sogar gestrichen, weil er zweimal von der Strecke abgekommen war. Erst im letzten Umlauf gelang ihm eine gültige Runde, die ihn aber mit satten 2,088 Sekunden Rückstand nur auf Rang vier brachte.

"Es war unglaublich rutschig und ich hatte Probleme damit, Temperatur in meine Reifen zu bekommen. Es war schwer, das Auto auf der Strecke zu halten. Die Reifen sind nie ins Fenster gekommen, es war, als wäre ich auf Eis gefahren", beklagte Verstappen nach der Sprint-Qualifikation. "Deshalb stehen wir verdient da."

Zu wenig Luftdruck bei Verstappen?

Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko hatte nach der Session immerhin einen Erklärungsansatz, warum auf die Konkurrenz so viel Zeit fehlte. "Hamilton ist das beste Beispiel: Er ist zunächst hoffnungslos rumgerutscht, hat dann Reifen gewechselt - wohl auf höhere Luftdrücke - und war dann plötzlich wettbewerbsfähig", erklärte der Doktor bei Servus TV.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen
Verstappen strauchelte plötzlich im Regen, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Durch höheren Luftdruck steigt die Temperatur im Reifen, dafür wird die Kontaktfläche mit der Straße geringer. Trotzdem scheint der Trick bei Hamilton aufgegangen zu sein. Eine wirkliche Erklärung ist der Luftdruck aber für die Verstappen-Probleme nicht. "Wir waren bei beiden Autos nahezu mit identischem Luftdruck unterwegs. Bei Perez ist die Temperatur jede Sekunde angestiegen, bei Max ist einfach keine Temperatur in die Reifen gekommen", verriet Marko.

Perez mit Fehler - aber mit besserer Linie als Verstappen?

Trotzdem sortierte sich Perez noch hinter Verstappen ein. Der Mexikaner startet nur von Rang sechs in den Shanghai-Sprint, weil er auf seiner letzten Runde in der Zielkurve durchs Kiesbett fuhr. Eine Erklärung für die unterschiedlichen Performances könnte in den Linien der beiden Teamkollegen liegen.

Verstappen fuhr von Anfang an eine klassische Regenlinie, mied also die Ideallinie. Dort ist es im Regen normalerweise besonders rutschig, weil dort Gummi liegt. In der Sprint-Qualifikation konnte man aber sehen, dass viele Piloten die normale Ideallinie wählten - Teamkollege Perez zum Beispiel.

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Das Problem ist die Streckenoberfläche, die zuvor mit einer Schicht Bitumen versiegelt wurde. Auf der Ideallinie hatte sich die Schicht, die weniger Grip liefert, bereits gelöst. Neben der Ideallinie, wo Verstappen im Regen größtenteils fuhr, war die Versiegelung noch größtenteils vorhanden.

Verstappen im China-Sprint Favorit

Sollte es morgen trocken bleiben, ist Verstappen für den Sprint trotzdem Favorit. "Im Trockenen sehen wir gut aus, damit bin ich glücklich. Es wird ein langer Stint auf einem Reifensatz, aber das macht es zumindest ziemlich interessant", meint der Weltmeister. Reifenabbau und -verschleiß sind in China besonders hoch. Im Sprint müssen die Piloten ohne Reifenwechsel durchfahren. Hier hofft Red Bull, die eigene Stärke wieder perfekt ausspielen zu können.

Knifflig könnte es für Verstappen noch am Start werden: "Es ist nicht ideal, innen zu starten, denn dort ist deutlich weniger Grip." Durch die Asphaltbehandlung sind die Startplätze neben der Ideallinie im Nachteil, weil sich dort die Bitumen-Schicht noch nicht abgenutzt hat.