Für Markus Winkelhock ist der Hockenheimring eine zweite Heimat, aber nicht nur weil die Strecke vor seiner Haustür liegt, sondern auch, weil er hier schon mit so ziemlich jedem nur erdenklichen Fahrzeug gefahren ist. "Die Strecke macht mir Spaß, und zwar mit jedem Auto - egal ob ich mit einem Formel König, Formel 3, Formel Renault, DTM oder Formel 1 hier gefahren bin. Es ist nicht nur meine Heimstrecke, sondern ein Kurs, dessen Charakteristik mir richtig Spaß macht."

Mit wem könnte man also vor dem Saisonfinale in der DTM besser über den Hockenheimring und dessen spezielle Streckencharakteristik fachsimpeln als mit dem Spyker F1-Testpiloten? "Der größte Unterschied ist die Rundenzeit", sagt Markus im Vergleich zwischen einem DTM-Boliden und einem F1-Boliden. "In der Formel 1 ist man einfach schneller, am Ende der langen Geraden vor der Spitzkehre hat man über 300 Sachen drauf, in der DTM kommt man 'nur' mit 250 km/h an." Trotzdem bremse man im F1 deutlich später als in einem DTM-Boliden. "Überhaupt bremst man im F1 immer viel später, obwohl man eine deutlich höhere Geschwindigkeit hat."

Im Vergleich mit dem Tourenwagen sei ein Formel 1-Auto vor allem in High-Speed-Kurven viel schneller. "Durch den höheren Abtrieb ist man beispielsweise am Ein- und Ausgang des Motodroms deutlicher schneller, da merkt man den Downforce richtig", vergleicht Markus die beiden Top-Motorsportkategorien.

Markus kennt sich nicht nur in der DTM aus., Foto: Sutton
Markus kennt sich nicht nur in der DTM aus., Foto: Sutton

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal waren zumindest bis zum letzten Sonntag die Reifen. In der F1 gab es mit Bridgestone und Michelin einen Reifenwettbewerb, in der DTM fährt man hingegen mit Dunlop-Einheitsreifen. "Trotzdem gilt das gleiche wie in der F1", sagt Markus. "Im Qualifying kann man mit neuen Reifen nur auf einer Runde eine Topzeit fahren. Deswegen muss man den Reifen genauso nutzen wie in der F1." Einfacher ist das Fahren mit einem Tourenwagen deshalb noch lange nicht. "Obwohl die Autos von der Rundenzeit langsamer sind, ist es nicht leichter, auf eine gute Rundenzeit zu kommen. Das sieht man an Fahrern wie Frentzen oder Häkkinen, die erwiesenermaßen super Rennfahrer sind. Nur weil sie von der Rundenzeit langsamer sind, heißt es nicht, dass sie eine schlechtere Leistung bringen."

Aber nun genug der Autos. Was hat der Hockenheimring alles zu bieten? "Späte Bremspunkte wie an der Spitzkehre, schnelle Kurven wie am Eingang des Motodroms sowie langsamere Ecken im Motodrom, die für den berüchtigten Setup-Kompromiss zwischen wenig Abtrieb auf den Geraden und mehr Abtrieb im Motodrom sorgen." Also praktisch alles, was sich ein Rennfahrerherz wünscht - kein Wunder, dass Markus hier so viel Spaß hat.

Aber nicht nur den Fahrern macht der neue Hockenheimring viel Spaß. "Die neue Strecke ist natürlich viel zuschauerfreundlicher und die Streckensicherheit ist viel besser", fügt Markus hinzu. "Es gibt überall Auslaufzonen und man kann näher ans Limit herangehen, da man schlimmstenfalls im Kies landet. Als ich in der F1 in Australien gefahren bin, musste ich immer genau aufpassen, denn der kleinste Fehler hätte ein Ende in der Betonmauer bedeuten können."

Markus kennt aber nicht nur den neuen Ring, er fuhr auch schon auf den berüchtigten Waldgeraden des alten Kurses. "Der alte Kurs war schwieriger als er auf dem Papier aussah", sagt er über den damals fast sieben Kilometer langen Kurs. "Man ist mit ganz flachen Flügeln gefahren und das Auto war beim Bremsen sehr nervös und unruhig, außerdem hatte man im Motodrom sehr wenig Abtrieb. Das Abstimmen des Autos war also nicht einfach."

Zudem musste man "taktisch" fahren: "In der letzten Runde ging es fast schon zu wie bei einem Ovalrennen. Da konnten sich durch die Windschattenspielchen noch einige Positionsveränderungen ergeben." Beispielsweise beim letzten F3-Lauf des Jahres 2001. "Damals habe ich gewonnen", erinnert sich Markus. "Gary Paffett lag in Führung, aber eingangs Motodrom habe ich ihn aus dem Windschatten heraus überholt." So macht Hockenheim besonders viel Spaß.