2024 ist Sebastian Vettels zweites Jahr im Formel-1-Ruhestand. Zumindest der Motorsport-Ruhestand war in der letzten Märzwoche aber - zumindest kurz - vorbei. Für Porsche nahm Vettel an einem Test mit dem 963-Prototypen teil, mit dem die Stuttgarter seit dem Vorjahr in der Langstrecken-WM und damit auch bei den 24 Stunden von Le Mans um Gesamtsiege kämpfen. Prompt nehmen die Spekulationen über ein echtes Comeback zu: Erst Le Mans, etwa gar wieder Formel 1?

Der logische Schritt "wäre es vielleicht", meint Vettel bezüglich eines Renn-Comebacks in Le Mans zum 'RTL Nachtjournal'. "Aber jetzt muss ich erst einmal das Ganze verdauen. Ich habe in dem Sinn keinen Zeitdruck, keine Eile." Zwar finden die 24 Stunden von Le Mans vom 15. bis 16. Juni 2024 statt, aber Vettel denkt auch langfristig. Es muss nicht unbedingt 2024 sein.

Le-Mans-Start 2024? Entscheidung steht noch aus

"Wenn man allein aufs Alter schaut und das mit anderen Fahrern vergleicht - auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin, mache ich mir da glaube ich keinen Druck", sagt der 36-jährige Vettel. Fix ist noch nichts: "Ich hör mal rein, und schaue, was die nächsten Wochen und Monate bringen." Dieses Jahr fahren schließlich sogar in der Formel 1 mit Lewis Hamilton und Fernando Alonso zwei Fahrer, die älter sind als er.

Porsche hätte zwar auch 2024 noch Platz für Vettel. Neben den beiden Vollzeit-963 des WEC-Programms steht in Le Mans nämlich noch ein drittes Auto als One-Off am Start, und dort ist mit Mathieu Jaminet erst ein Fahrer genannt. Mit der Bekanntgabe von Jaminets beiden Teamkollegen lässt man sich noch Zeit.

Sebastian Vettel testet Porsche 963 im Motorland Aragon
Vettel steigt in den Porsche 963, Foto: Porsche AG

Aber Vettel unterstreicht auch, wie ernst er ein Comeback nehmen würde. Bis jetzt fuhr er erst ein Rollout und einen Teil eines Tests in Aragon. Den vollständigen 36-Stunden-Dauerlauf nahm er nicht mit, musste für einen schon länger geplanten Termin vorzeitig wieder abreisen. So wird zumindest für 2024 die Zeit knapp. Ein Renn-Debüt vor Le Mans zum "Warmwerden" wäre wohl nur in einem Porsche-Kundenteam möglich.

Mick Schumacher mit ein Grund für Vettels Le-Mans-Träume

Außer Frage steht die Anziehungskraft des Mythos Le Mans, die auf jeden Motorsport-Fan und damit auch auf Vettel einwirkt: "Jeder Rennfahrer ist da in gewisser Weise angefixt, jeder kennt das, es hat ein ganz eigenes Flair." Zwar war Vettel keiner, der unbedingt in den Sportwagen-Sport wollte, aber er hielt immer mit Fahrern Kontakt, die in der Szene aktiv waren, und verfolgte auch die Rennen.

"Letztes Jahr natürlich intensiver, das muss ich auch zugeben", so Vettel. "So ist die Idee entstanden." Das Interesse stieg seither noch einmal - dank Mick Schumacher. "Natürlich durch den Austausch mit Mick, weil ich das mitbegleitet habe, wie er zurück ins Lenkrad greift, ins Auto steigt, mit Alpine das Le-Mans-Projekt angeht.

Sebastian Vettel erstmals im Le-Mans-Porsche: Seatfit im 963 (00:42 Min.)

Die beiden Deutschen verstehen sich gut, und verabschiedeten sich beide gleichzeitig Ende 2022 aus der Formel 1. Vettel per Rücktritt, während Schumacher sein Einsatz-Cockpit verlor. Nach einem Jahr als Mercedes-Ersatzfahrer dockte er 2024 beim neuen Le-Mans-Programm von Alpine an. Für sie fährt Schumacher nicht nur in Le Mans, sondern die ganze Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft.

Am Telefon von Toto Wolff: Wie steht es um ein Formel-1-Comeback?

Für Vettel war der Porsche-Test der erste Auftritt hinter dem Steuer eines Rennwagens nach seinem Formel-1-Rücktritt. Schon im Vorjahr hatte er diesbezüglich festgehalten, dass er seinen Rücktritt zumindest aktuell noch nicht als endgültig ansehe. Und dabei bleibt es auch 2024: "Natürlich fehlen mir gewisse Dinge. Die letzten Tage hinter dem Lenkrad haben das auch irgendwo gezeigt. Aber es gibt auch Dinge, die mir nicht fehlen, wo ich mich bewusst dagegen entschieden habe."

So bleibt Vettel aktuell bei seiner Einschätzung: Noch hat er den Punkt nicht erreicht, an dem er zurückwill. Noch: "Der Moment ist nicht erreicht, aber ich kann ihn weiter nicht ausschließen. Wer weiß, was die Zukunft bringt."

Freie Cockpits gäbe es in der Formel 1 für 2025 ja bekanntlich. Allen voran bei Mercedes nach dem Abgang von Lewis Hamilton. Hier gesteht Vettel sogar ein Telefongespräch mit Teamchef Toto Wolff: "Aber nicht konkret darüber. Natürlich bin ich nach wie vor in Kontakt mit Leuten, die mich indirekt oder direkt in den letzten 17 Jahren begleitet haben."

Mit Wolff habe er zwar über Mercedes gesprochen, aber lediglich aus persönlichem Interesse an den spektakulären Ereignissen der letzten Wochen und Monate: "Nicht, dass ich den Platz einnehmen möchte." Ansonsten ging es dabei um andere Projekte, die er - abseits des Sportlichen - in der Formel 1 weiterhin plant. Wie die von ihm organisierten Bienenhotels im Vorjahr in Suzuka: "Ich hab ja noch ein bisschen was vor im Rahmen der Formel 1 dieses Jahr. Wird sich noch zeigen, ob das stattfindet."