Sechs Rennwochenenden in ebenso vielen Wochen: Die Schlussphase der Saison wird für mich zur Dauerreise. Nach dem drittletzten Formel 3-Wochenende in Barcelona geht es schon am Dienstag nach Shanghai. Danach folgen Japan, Le Mans, Brasilien und Hockenheim - das ist schon ein kompaktes Programm, aber es ist ja positiver Stress, da macht es wenigstens Spaß. Die Zeitumstellung sollte kein Problem darstellen, immerhin war ich letztes Jahr schon in Macau beim F3-Grand Prix und da ging es auch. Ich bin ja noch jung!

Auf und Ab

Das Barcelona-Wochenende verlief mit Höhen und Tiefen. Im Qualifying lief es nicht so rund. Zu dem Zeitpunkt als meine Reifen richtig gut waren, gab es eine gelbe Flagge. Ansonsten wäre die Pole vielleicht möglich gewesen, das hat mich etwas geärgert.

Im Samstagsrennen lief es dafür trotz der schwierigen Bedingungen wie am Schnürchen. Trotzdem war es in der Gischt und im Regen äußerst schwierig auszumachen, wo man gerade war. Am Anfang hat es noch Spaß gemacht im Regen zu fahren, aber gegen Ende war einfach zu viel Wasser auf der Strecke - da musste man zu vorsichtig sein und manchmal fragte ich mich sogar, was wohl als nächstes passieren würde? Ich habe meinem Ingenieur per Funk gesagt: "Es ist zu viel Wasser auf der Strecke, ich schwimme und habe keinen Taucheranzug dabei!" Bei solchen Bedingungen hat man kaum noch Kontrolle darüber, wo man eigentlich hinfährt.

Mein Start war gar nicht einmal so gut beziehungsweise eben nicht besser als die beiden vor mir. Deshalb verlor ich direkt einen Platz. Danach musste ich mich darauf konzentrieren meine Reifen auf Temperatur zu bringen. Das war ziemlich schwierig. Als Giedo van der Garde und Paul di Resta ihren Zwischenfall hatten, war ich gerade dabei schneller zu werden. Durch ihre Berührung hatte ich dann etwas mehr Platz um Gas zu geben. Zudem kam mir Pauls Drive-Through-Strafe zugute. Als er durch die Box fahren musste, hatte ich endgültig freie Fahrt und konnte zeigen, was ich in der Hose habe. Das Auto hat sich richtig gut angefühlt - ich bin sogar die schnellste Rennrunde gefahren!

Dennoch musste ich alles geben und pushen, um die Lücke zu Kohei Hirate zu schließen. Das Überholmanöver gegen ihn war dann etwas merkwürdig. Ich war auf der Geraden und konnte das Auto aufgrund des Wassers kaum kontrollieren, dann tauchte er plötzlich vor mir aus der Gischt auf und ich zog instinktiv nach links und ging so an ihm vorbei - das hätte schnell ins Auge gehen können, denn unter diesen Bedingungen hat man das Auto einfach nicht zu 100% unter Kontrolle.

Für den Titelkampf gegen Paul war das Samstagsrennen perfekt. Es tut mir zwar Leid für meinen Teamkollegen, aber für mich ist es logischerweise gut, wenn ich gewinne und mein Gegner keine Punkte holt. Leider war es am Sonntag genau umgekehrt: Mein Rennen war faktisch schon in der ersten Kurve vorbei. Der Start war nicht so schlecht, aber das hat mir leider nicht geholfen - ich wurde berührt und habe mich gedreht. Danach machte es keinen Sinn mehr mit einer Runde Rückstand hinterher zu fahren. Es war sinnvoller reinzukommen und aufzugeben. Das ist zwar sehr schade, aber immerhin habe ich nur einen Punkt verloren.

Kleine Menschen, große Mauer

Bevor ich meinen 6-Wochenend-Marathon begonnen habe, standen in Jerez noch einmal F1-Testfahrten für das BMW Sauber Team auf dem Programm. Dort haben wir eine neue Elektronik ausprobiert. Der Fokus lag deshalb den ganzen Tag darauf das System zum Laufen zu bringen und eben nicht darauf schnelle Rundenzeiten zu fahren. Das hat gut geklappt.

Jetzt geht es nach meiner Rückkehr aus Barcelona direkt nach China. Dabei denke ich vor allem an kleine Menschen, die Große Mauer, günstige Elektronik, eine fremde Sprache, eine fremde Kultur und eine Schrift, von der ich keine Ahnung habe. Bislang war ich wie gesagt nur einmal in Macau beim F3-Rennen und einmal in Hongkong. Dort roch es an einigen Ecken etwas merkwürdig, aber es war schön, diese Stadt einmal erlebt zu haben.

Den Shanghai International Circuit kenne ich bislang nur von der Playstation, aber schon jetzt kann ich sagen, dass die Strecke relativ anspruchsvoll zu sein scheint. Beim Videostudium der letzten Jahre habe ich gesehen, dass etliche Fahrer Fehler begangen haben - das wird also nicht einfach. Dennoch freue ich mich schon darauf dort mit einem F1-Auto zu fahren!